Früchte der Solidarität

Früchte der Solidarität

Wie alles begann …

Die erste Exportkampagne fand im Dezember 2015 statt und geht auf die Idee eines Mitglieds der belgischen Organisation CLimaxi zurück. Den Vertrieb und Verkauf der von Genossenschaften und Kleinerzeugern in Griechenland stammenden Produkte in Belgien übernahmen dabei verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen wie Gewerkschaften, Vereine und Umweltgruppen.

Die Ausgangsüberlegung war, die Unterstützung von solidarischen Strukturen in Griechenland aus dem Ausland auf eine andere Grundlage zu stellen und sie stärker an den Prinzipien Gegenseitigkeit und „gleiche Augenhöhe“ auszurichten. Bis dahin bestand die Zusammenarbeit vor allem darin, dass internationale Gruppen solidarische Initiativen in Griechenland durch Öffentlichkeitsarbeit oder materiell unterstützten, sei es durch Spendensammlungen oder durch die Versorgung mit dringend benötigter Ausrüstung (Medikamente, technische Geräte etc.) für solidarische Kliniken, alternative Suppenküchen oder andere gemeinnützige kollektive Projekte.

Damals steckten wir noch inmitten des Aufbaus von an Prinzipien der solidarischen Ökonomie orientierten Formen der landwirtschaftlichen Produktion und von alternativen Vertriebskanälen im eigenen Lande und waren froh über diese Initiative von Freundinnen und Freunden aus Belgien.

Hier gibt es weitere Informationen zu der Kampagne von Climaxi (auf Griechisch und auf Englisch) und Fotos von der Verteilung des Olivenöls in Belgien.

 

Zu den aktuellen Aktivitäten

Gegenwärtig fungiert die Organisation DOCK als Vermittlerin und ermöglicht damit Kontakte und Kooperationen zwischen Produktionsgenossenschaften in Griechenland und verschiedenen Strukturen und Projekten im Ausland.

DOCK ist kein Weiterverkäufer und von daher sind wir nicht diejenigen, die über die Auswahl der Produkte und die Preise bestimmen. DOCK agiert vielmehr als ein zentraler Knoten in einem internationalen Produktions-, Vertriebs- und Verbrauchernetzwerk – und dies auf der Grundlage von gemeinsam geteilten Werten und Prinzipien der solidarischen Ökonomie.

Da viele von uns schon länger im Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor tätig sind, können wir unseren Partnern garantieren, dass die Erzeugergruppen und -genossenschaften in Griechenland, mit denen wir zusammenarbeiten, eine Reihe von Bedingungen und Kriterien erfüllen, die wir als Standards bei der Gründung von DOCK festgelegt haben (dazu weiter unten mehr).

Alle Organisationen und Gruppen, die gemeinsam mit uns Kampagnen initiieren oder überlegen, Verkaufsstellen in ihrer Stadt oder ihrem Land für griechische Produkte aufzubauen, können wir daher mit den notwendigen Informationen und Dokumenten versorgen.

Was den praktischen Teil anbelangt, sehen wir unsere Hauptaufgabe darin zu gewährleisten, dass die Waren in Griechenland richtig zusammengestellt und ordnungsgemäß verpackt und auf den Weg gebracht werden. Wir bemühen uns zudem darum, die Transportkosten möglichst niedrig zu halten, aber was noch wichtiger ist: Wir bürgen für den gesamten Versand- und Lieferungsprozess (Transport, Umtausch, Zuverlässigkeit aller beteiligten Akteure, Produktsicherheit etc.).

Von der Aktion „Früchte der Solidarität“ profitieren verschiedene Gruppen in ideeller und finanzieller Hinsicht. Dies geschieht in einer möglichst transparenten und nachvollziehbaren Weise, auf die sich die Partner im Vorfeld geeinigt haben. Zu den unmittelbaren Nutznießern gehören:

  1. a) mit uns kooperierende Erzeugergenossenschaften,
  2. b) verschiedene soziale und politische Initiativen in Griechenland, die dem Prinzip der Solidarität verpflichtet sind (z.B. das Selbsthilfeprojekt von und für Erwerbslose „Die Gärtner“ aus Thessaloniki oder die selbstverwaltete Flüchtlingsunterkunft „City Plaza Hotel“ in Athen),
  3. c) DOCK als eine dauerhafte Infrastruktur zur Förderung der Sozialwirtschaft und des Genossenschaftswesens in Griechenland und Europa, mit Sitz in Athen.

Wir sind außerdem überzeugt davon, dass mit „Früchte der Solidarität“ ein beträchtlicher Multiplikatoreneffekt verbunden ist und wir damit über unsere Partner hinaus einen wichtigen Beitrag zur Stützung von solidarischen Strukturen und Beziehungen in Europa leisten.

An wen richtet sich DOCK mit der Aktion „Früchte der Solidarität“?

Über die aktive Beteiligung an nationalen und internationalen Netzwerken und Foren hat DOCK in den vergangenen Jahren Kontakte und Beziehungen zu verschiedenen Kollektiven und Bündnissen weltweit aufgebaut, die im Bereich der Sozialwirtschaft oder solidarischen Ökonomie tätig sind oder sich für deren Ausbau engagieren.

Von daher sind wir in der Lage, bei der Umsetzung von verschiedenen Initiativen und Kampagnen behilflich zu sein und diese auf die jeweiligen Möglichkeiten und Wünsche der beteiligten Organisationen abzustimmen. Derzeit kooperieren wir mit Gruppen in Belgien (CLimaxi), Holland (Solid Greece), Luxemburg (KiloMinett0) und Deutschland (SoliOli in Berlin).

Aber wir setzen nicht nur auf temporäre Kampagnen, sondern fördern den Auf- und Ausbau von dauerhaften Vertriebs- und Absatzstrukturen sowohl in Griechenland als auch international für Produkte von Erzeugergenossenschaften, die sich den Grundsätzen der solidarischen Ökonomie verpflichtet sehen.

Zu den Erzeugergruppen, mit denen wir in Griechenland zusammenarbeiten

Die Erzeugergruppen, mit denen wir kooperieren und beim Absatz ihrer Produkte helfen, zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Sie verfolgen alternative Formen der Produktion und des Vertriebs.
  • Sich interessieren sich für die Kontaktaufnahme mit Organisationen aus anderen Ländern nicht allein aus kommerziellen Gründen.
  • Sie schätzen das Momentum von internationaler Solidarität in Europa.
  • Sie sind davon überzeugt, dass durch die Stärkung von Projekten der Sozial- und Solidarwirtschaft wichtige Synergien für die Gesellschaft entstehen.
  • Sie sind bereit, sich an Kampagnen für verschiedene soziale und politische Zwecke (z.B. Unterstützung von Geflüchteten) zu beteiligen.
  • Sie verkaufen zumindest einen Teil ihrer Produktion in Griechenland zu Preisen, die sich auch Menschen mit niedrigem Einkommen (z.B. Erwerbslose) leisten können.

Grundlagen und Zielsetzungen der Zusammenarbeit

Die Auswahl der Erzeugergemeinschaften, mit denen wir näher zusammenarbeiten, ist von der Zielsetzung geleitet, umweltfreundliche sowie auf Kooperation und die Übernahme von sozialer Verantwortung setzende Produktions- und Vertriebsmodelle zu unterstützen, bei denen die Verfolgung von kollektiven Interessen und nicht das Eigeninteresse im Vordergrund steht.

Weitere wichtige Motive und Gründe für die Kooperation sind eine hohe Produktqualität und -sicherheit; faire Preise für die Erzeuger*innen; die (Entstehungs-)Geschichte der jeweiligen Genossenschaft oder Erzeugergemeinschaft; die Fähigkeit, Produkte zu standardisieren und über solidarische Strukturen zu vertreiben bzw. ins Ausland zu exportieren; die Beziehungen der Genossenschaften zu ihrem lokalen Umfeld und was besonders relevant ist: das Interesse an der „Nutzung“ eines hochwertigen Produktes, um mit den Erlösen Solidaritätsinitiativen und andere Genossenschaften in Griechenland zu unterstützen.

Wir sind bestrebt, verlässliche und auf Wechselseitigkeit beruhende Unterstützungsstrukturen zwischen Erzeugergemeinschaften und der Gesellschaft aufzubauen und neue Wege bei der Produktion, beim Vertrieb und beim Marketing zu beschreiten, die sich deutlich von den konventionellen Strukturen unterscheiden, weil diese in der Regel sowohl den Produzent*innen als auch den Verbraucher*innen langfristig eher schaden. Ein weiteres Ziel ist es, die Qualität der Lebensmittel in unserer Gesellschaft zu verbessern.

Uns ist bewusst, dass das allgemein recht kompetitive Umfeld und andere Zwänge in der Praxis oft zu Abweichungen von den oben genannten Standards und Werten führen können. Von daher kommt es uns nicht nur auf das Endergebnis an, sondern wir berücksichtigen auch die jeweiligen Absichten, Wertvorstellungen, Anstrengungen und Geschichten der einzelnen Produzent*innen und Genossenschaften.

Wir haben insgesamt zehn Kriterien ausgewählt, an denen wir uns orientieren.

 

  • Produktqualität
  • Die Produkte sollten bestimmten Sicherheits- und Qualitätsstandards entsprechen.
  • Die Nutzung von traditionellem Saatgut wird präferiert.
  • Wir schätzen den besonderen Wert von ökologischen Anbaumethoden, lehnen aber auch integriertes Pflanzenmanagement nicht ab.

 

  • Verpackung
  • Wir erwarten von den Erzeugergemeinschaften, dass sie ihre Produkte auch Englisch oder in einer Sprache beschriften, die in dem Land des Exports verständlich ist.
  • Wir erwarten die Einhaltung von relevanten gesetzlichen Regelungen.

 

  • Faire Preise für alle

 

  • Die Verkaufspreise sollten sowohl für die Verbraucher*innen erschwinglich sein als auch fair für die Produzent*innen.

 

  • Gerechtigkeit – Gleichheit
  • Die Produkte sollten von genossenschaftlich oder anderweitig kollektiv organisierten Erzeugergruppen (in Ausnahmen auch von Kleinbauern) stammen, in denen hierarchische Strukturen bewusst vermieden werden.
  • Die Gruppen stehen für Prinzipien der Gemeinschaftlichkeit, der Kooperation und der gleichberechtigen Teilhabe aller ihrer Mitglieder ein.
  • Transparenz und Nachverfolgbarkeit

 

  • Wir legen großen Wert darauf, alle Erzeugergemeinschaften vor Ort aufzusuchen und ihr Arbeitsumfeld, ihre Arbeitsmethoden sowie ihre Mitglieder persönlich kennenzulernen.
  • Wir tragen all die Informationen und Nachweise zusammen, die notwendig sind, um die Herstellungsbedingungen der zum Export vorgesehenen Produkte zu dokumentieren.

 

  • Verantwortung – Kooperation
  • Wir erwarten die Bereitschaft zu einem intensiven und ständigen Austausch.
  • Wir verlangen von den Genossenschaften, sich auf solidarische Kooperations- und Handelsbeziehungen einzulassen.
  • Wir erwarten die Bereitschaft, Proben der eigenen Erzeugnisse an Interessierte zu verschicken.

 

  • Solidarität
  • Die Erzeugergemeinschaften sollten sich an Aktivitäten von fortschrittlichen sozialen Bewegungen oder solidarischen Strukturen in ihrem lokalen/regionalen Umfeld beteiligen oder diese zumindest fördern.
  • Auch andere Formen der Unterstützung von lokalen sozialen Strukturen und Communities sind gern gesehen.

 

  • Arbeitnehmerrechte
  • Wir erwarten die Respektierung von Arbeitnehmerrechten und die Einhaltung von gängigen Arbeitsstandards.

 

  • Ökologische Nachhaltigkeit
  • Die Genossenschaften sollten denen Ziel des Naturschutzes und der Umweltbewahrung verpflichtet sein und etwa eine ökologische Abfallentsorgung betreiben.
  • Das Ziel bei der Produktion sollte ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck sein.

 

  • Verständnis für das Projekt „Früchte der Solidarität“

Wir erwarten, dass die Genossenschaften mit den allgemeinen Zielen von „Früchte der Solidarität“ übereinstimmen und nicht nur an einer Umsatzsteigerung interessiert sind.